Landesgeschichte im Überblick

Schon bereits 5000 v. Chr. entstand in der Gegend des heutigen Bulgariens eine der ersten Zivilisationen Europas. Die Thraker waren die ältesten uns näher bekannten Bewohner dieses Landstriches. Vom 5.-7.Jahrhundert n.Chr. bildet sich aus Thrakern, Südslawen und Protobulgaren (Volk aus Zentralasien) das 1. Bulgarische Reich (681-1018). Aus diesen drei Völkern entstand dann ein einheitliches bulgarisches Volk, dass im 9.Jahrhundert das Christentum aufnahm. Ebenfalls im 9.Jahrhundert wurden die Grundlagen für die erste slawische Sprache von den Brüdern Kyrill und Method gelegt. Diese Sprache verdrängte das Griechische und Lateinische aus den Gottesdiensten. Das 1. Bulgarische Reich reichte vom Schwarzen Meer bis zur Adria und bis hinter Belgrad, heran an die Grenze des Deutschen Reichs. Für Bulgarien war dies das „Goldene Zeitalter.

Nachdem Byzanz schließlich grausam dieses erste Reich zerstörte und 168 Jahre herrschte, entstand nach einem Aufstand 1186 das 2.Bulgarische Reich und Bulgarien erlebt eine große politische, wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Das Reich wird ausgedehnt. Jedoch beginnt mit der Schlacht an der Mariza (1371) das Ende des 2.Reiches.

1396 beginnt die Osmanenherrschaft, die bis 1878 andauert. Diese Zeit wird als „schwärzeste“ in der Geschichte bezeichnet. „Die türkische Fremdherrschaft war eine Zeit rücksichtsloser feudaler Ausbeutung, politischer Rechtlosigkeit und grausamer Unterdrückung.“ Es begann eine Zwangsislamisierung, von der noch heute die Pomaken Zeuge sind. Viele verloren ihr Leben, wenn sie nicht zum Islam übertraten, sondern bei ihrem christlichen Glauben bleiben wollten. Das erste und zweite Bulgarenreich hatte enge Verbindungen zu Europa gepflegt. Diese Verbindungen wurden mit dem Osmanenreich zerstört. 1876 kommt es zu dem Aprilaufstand. Dabei sterben 30 000 Menschen, nach der grausamen Niederschlagung. Europa wird auf Bulgarien aufmerksam und 1877 erklärt Russland dem Osmanischen Reich den Krieg. 1878 wird der Deutsche Prinz Alexander von Battenberg der erste Fürst Bulgariens. 1887 erklärt sein Nachfolger nach einigen Wirren die vollständige Unabhängigkeit Bulgariens. Nach zwei Balkankriegen hat Bulgarien Gebietsverluste hinzunehmen. Schließlich gerät auch Bulgarien in den 1.Weltkrieg hinein und wird aktiv. Kurz vor Ende des Krieges schickt es alle wehrfähigen Männer an die Front und muss 1918 doch kapitulieren. Das Land ist nach diesen drei Kriegen erschöpft.

Bis 1923 werden politische Gegner der faschistischen Regierung unter Alexander Zankow blutig unterdrückt. Nach wechselnden Regierungen und einigen Putschversuchen festigt 1935 Zar Boris seine Macht. Es beginnt eine monarchofaschistische Diktatur. Im August 1943 stirbt Zar Boris überraschend nach einem Besuch bei Hitler. Sein 6jähriger Sohn Simeon übernimmt die Macht. 1944 erklärt die Sowjetunion Bulgarien den Krieg, die Verbindungen nach Deutschland werden abgebrochen. Die Rote Armee überquert die Donau und am 9.September 1944 wird die erste volksdemokratische Regierung gegründet. Bulgarien schließt Frieden mit den Alliierten und kämpft gegen das nationalsozialistische Deutschland. 45 Jahre herrschte der Sozialismus in Bulgarien. 1944 wurden ohne Gericht und Urteilsspruch 30 000 Menschen, hauptsächlich Vertreter der bulgarischen Intelligenz, „im Namen des Volkes“ umgebracht. Im Laufe der Zeit wurde die gesamte Opposition vernichtet oder gleichgeschaltet. Im Dezember 1947 wurde die Industrie, der Bergbau und die Banken nationalisiert und der Groß- und Außenhandel beseitigt. Die Kommunistische Partei hatte alle unter Kontrolle. Die Partei besaß eine Doppelmoral: Obwohl in der Verfassung von der Gleichheit aller Menschen die Rede war, wurde unterteilt in Parteimitglieder und „Nichtparteimitglieder“. Den Parteimitgliedern und deren Kindern standen die Wege in Studium und Beruf offen. Sie erhielten grundsätzlich Stipendien und höhere Renten. Ebenfalls wurde das bulgarische Volk von seiner christlichen Tradition entfremdet. „Um keinen Glauben als den an den Kommunismus zu besitzen, wurde die Pflege der christlichen Traditionen verboten [...].“

Westliche Modeerscheinungen, wie Minirock, Bärte oder lange Haare wurden in Bulgarien verboten und von der Miliz kontrolliert.

1990 wurde durch freie Wahlen das kommunistische Regime beendet. Bulgarien gab sich eine demokratische Verfassung, die viele politische und wirtschaftliche Folgen mit sich brachte.

Am 14. Dezember 1995 reichte die Regierung einen Beitrittsantrag zur Europäischen Union (EU) ein. Seit 2004 gehört Bulgarien zur NATO, seit 1. Januar 2007 wurde das Land Mitglied in der EU.


 

Quelle:

Engelbrecht, Elena und Ralf: Bulgarien-Handbuch. Bielefeld 1994.

www.wikipedia.de (28.8.2007/ 09.2012)